„Unverzichtbar: Kommunikation und virtuelle Präsenz“

 Claudia Knuth

Claudia Knuth

Auswirkungen der Corona-Krise in der Personal-Praxis. Interview mit Sandra Krinke, HR Director Europe in der Schlesinger Group.

„Unverzichtbar: Kommunikation und virtuelle Präsenz“
„Unverzichtbar: Kommunikation und virtuelle Präsenz“

29.04.2020 | Arbeitsrecht

Die Schlesinger Group ist ein international führendes Unternehmen für Studio- und Feldarbeit für Marktforschungsservices. Mit Standorten in 6 Ländern beschäftigt die Schlesinger Group ca. 1.400 Mitarbeiter.

Liebe Frau Krinke, viele Unternehmen haben sich bei Ausbruch der Corona Pandemie dazu entschlossen, ihre Mitarbeiter weitgehend ins Homeoffice zu schicken. Ist die Schlesinger Group diesen Weg auch gegangen?

Ja, die Schlesinger Group hat sich zum Schutz der Mitarbeiter ebenfalls für diesen Weg entschieden. Aktuell arbeiten nun weltweit alle Mitarbeiter der Schlesinger Group von zuhause aus. Dies stellt bei 1.400 Mitarbeitern eine große Herausforderung dar!

Wie ist es Ihnen gelungen, die organisatorischen und technischen Herausforderungen, die dabei entstanden sind, alle Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, zu meistern? Welche Hürden mussten Sie hierbei überwinden?

Eine gute Zusammenarbeit mit der IT ist das A und O. Wir mussten in kürzester Zeit die Hardware für alle Mitarbeiter organisieren und einrichten. Es bedurfte eine gute Koordination und Abstimmung des Managements, damit wir schnell handeln konnten. Wichtig war auch die Mitarbeiter bei jedem Schritt mitzunehmen. Eine regelmäßige Kommunikation hat hier sehr geholfen.

Wie funktioniert die Kommunikation im Unternehmen in der Corona-Krise? Leidet die Kommunikation darunter, dass nun alle im Homeoffice arbeiten?

Nein ich habe nicht das Gefühl, dass die Kommunikation bisher darunter gelitten hat. Im Gegenteil - es gelingt uns sehr gut, die Kommunikation auch virtuell aufrecht zu erhalten!

Natürlich ist es nun nicht mehr so einfach wie früher sich spontan mit Kollegen zu besprechen, aber ich denke, dass wir gute Lösungen gefunden haben, um das zu kompensieren. Um miteinander in Kontakt zu bleiben, nutzen wir die Möglichkeit, zu virtuellen Teammeetings, gerne auch per Video-Call.

Wir organisieren hierfür wöchentliche, teils sogar tägliche, Gesprächstermine und Gesprächsrunden auf allen Hierarchieebenen, damit sich keiner allein gelassen fühlt und der Kommunikationsfluss aufrechterhalten wird. So gelingt es uns gut, das Gefühl von Präsenz und des Miteinanders zu bewahren. Das Unternehmen bemüht sich auch darum, den Mitarbeitern regelmäßig Updates über die Gesamtsituation des Unternehmens in der Krise zu geben.

Übrigens haben einzelne Teams durchaus kreative Ansätze entwickelt, um die Kommunikation abwechslungsreich und angenehm zu gestalten. So treffen sich im spanischen Team alle virtuell zum gemeinsamen Mittagessen und am Freitag gibt es einen Video-Call zur Happy Hour. Auch in England gibt es neben täglichen virtuellen Teammeetings, ein Mal die Woche ein "Motto-Meeting". Letzte Woche hieß hier das Motto "fake moustache". Solche Aktionen tragen ungemein dazu bei, auch in der Krisenzeit eine positive Grundstimmung aufrecht zu erhalten und den Teamgeist zu stärken.

War es bereits vor Ausbruch der Krise möglich, in der Schlesinger Group im Homeoffice zu arbeiten?

Ja, grundsätzlich gab es bereits vor Ausbruch der Corona-Krise schon die Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten oder einen Telearbeitsplatz zu nutzen. Allerdings war dies nur für einzelne Tätigkeitsbereiche und auch nur in begrenzten Umfang möglich und üblich.

Gibt es bereits eine Art "Back-To-Office-Plan" für die Zeit nach der Krise und wie könnte dieser aussehen?

Ja, wir arbeiten bereits jetzt an einem Plan, wie es die nächsten Wochen und Monate weitergehen soll. Die meisten Länder sind ja bereits dabei, die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zu lockern. Wir planen die Standorte in Berlin in Frankfurt und Hamburg in den nächsten zwei Wochen schrittweise wieder zu öffnen. In Ländern wie Frankreich, Spanien und Großbritannien, wird dies – aus aktuellem Anlass – noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Die Öffnung wird wohl nur schrittweise nach und nach erfolgen. Wir haben dabei natürlich auch immer die behördlichen Empfehlungen und Vorgaben im Blick. Da damit zu rechnen ist, dass die Ansteckungsgefahr auch die nächsten Monate bestehen bleibt, werden wir versuchen, so wenig Mitarbeiter wie möglich zur gleichen Zeit anwesend sein zu lassen. Hier ist ein Rotationssystem vorstellbar. Auch bezüglich weiterer Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise eine Schutzmaskenpflicht, das Aufstellen von Plexiglasscheiben oder die Implementierung verbesserter Putzpläne, erarbeiten wir bereits Strategien und Lösungen.

Frau Krinke, glauben Sie, dass sich, wenn alles nach der Krise in gewohnten Bahnen läuft, die Unternehmenskultur nachhaltig bezüglich des Themas Homeoffice verändert hat?

Ja, ich denke sowohl die Mitarbeiter als auch die Unternehmensführung werden nach Corona generell aufgeschlossener bezüglich des Themas Homeoffice sein. Einfach weil wir bereits jetzt schon merken, wie gut es funktioniert. Da aufgrund der weiterhin bestehenden Ansteckungsgefahr, ohnehin nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig zurückkommen können, wird sich das Modell Homeoffice in den nächsten Monaten auch erst mal weiter bewähren müssen.

Eine abschließende Frage noch Frau Krinke - wie empfinden Sie denn das momentane Stimmungsbild der Mitarbeiter in der Krise?

Ich empfinde die Stimmung generell und vor allem in Anbetracht des Ausmaßes der Krise, als relativ positiv. Natürlich gibt es hier und da mal Frust und jedem fällt in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Homeoffice mal die Decke auf dem Kopf.

Ich sehe aber, dass die Mitarbeiter zu schätzen wissen, dass sich das Unternehmen dafür einsetzt, die Nachteile die durch die Krise entstehen, so gering wie möglich zu halten. Auch ist es schön zu beobachten, dass der Teamzusammenhalt auch unter den Mitarbeitern groß ist. So leistet jeder seinen Beitrag, um auch in schwierigen Zeiten gute Momente zu schaffen.