Integrierte Projektabwicklung (IPA)

Erfolgreiche Bauprojekte durch innovative Vertragsmodelle, moderne Planungsmethoden und eine kollaborative Projektrealisierung

Gigantische Großprojekte, Schnelllebigkeit, extreme Komplexität – dies sind nur drei Faktoren, die ein Umdenken in der heutigen Baubranche erforderlich machen. IPA als innovativer sowie kollaborativer Projektansatz steht für eine solche Veränderung.

Was IPA genau bedeutet, wie dies in der Baupraxis umgesetzt werden kann und welche Methoden und Tools dabei zur Verfügung stehen, erfahren Sie hier.

Thema: Integrierte Projektabwicklung (IPA)

Artikel

01.07.2021

Integrierte Projektabwicklung (IPA) – Eine Chance für (öffentliche) Auftraggeber?

Die wesentlichen Faktoren in Bauprojekten sind Zeit und Geld. Diese können auch bei großen Vorhaben besser gehandhabt werden, wenn alle Beteiligten an „einem Strang ziehen“. IPA bietet eine Möglichkeit, die verschiedenen Interessen zu bündeln - auch für die öffentliche Hand.

29.04.2021

Bauprojekte gemeinsam effizient durchführen

Wie sich große Bauprojekte, auch oder besonders jene der öffentlichen Hand, gemeinsam effizient durchführen lassen, erläutern Ulrich Eix, Experte für innovative Vertragsabwicklung in Bauprojekten, sowie Tabitha Niersmann, Rechtsanwältin für Bau- und Architektenrecht sowie Vergaberecht, im Expertenbeitrag – IPA des Staatsanzeigers genauer.

26.01.2021

IPA: Erfolgreiche Bauprojekte garantiert?

"Interview mit Ulrich Eix | Experte für BIM, Lean, Partnering und IPAHerr Eix, Sie sagen, dass der Erfolg in Bauprojekten durch Integrierte Projektabwicklung oder Alliancing deutlich gesteigert werden kann. Wäre der Flughafen Berlin unter Anwendung von IPA möglicherweise im Zeitplan geblieben?"

01.07.2021

Integrierte Projektabwicklung (IPA) – Eine Chance für (öffentliche) Auftraggeber?

Die wesentlichen Faktoren in Bauprojekten sind Zeit und Geld. Diese können auch bei großen Vorhaben besser gehandhabt werden, wenn alle Beteiligten an „einem Strang ziehen“. IPA bietet eine Möglichkeit, die verschiedenen Interessen zu bündeln - auch für die öffentliche Hand.

Innovative Projektabwicklung für effiziente Bauprojekte

Integrierte Projektabwicklung (IPA), auch bekannt unter Integrated Project Delivery (IPD) oder Project Alliancing, beschreibt die effektive Durchführung von Bauprojekten auf Basis eines einzigen Vertrages zwischen allen wesentlichen Beteiligten („Mehrparteienvertrag“). Eine funktionierende Kollaboration dieser Beteiligten ist daher von Beginn an für das gemeinsame Ziel, den erfolgreichen Abschluss des Bauprojektes, ausschlaggebend.

Bleiben Sie durch aktuelle Beiträge über innovative Bauprojektmethoden sowie -verfahren informiert und nutzen Sie das Wissen unserer IPA-Experten für sich.


Was ist Integrierte Projektabwicklung (IPA)?

Integrierte Projektabwicklung (IPA) ist auch als Integrated Project Delivery (IPD) oder Project Alliancing bekannt und beschreibt eine innovative, auf Kollaboration basierende sowie ergebnisorientierte Realisierung von Bauprojekten. Alle involvierten Parteien haben ein gemeinsames Ziel: den erfolgreichen Abschluss des Bauprojektes unter Einhaltung zuvor festgelegter Erfolgs-Kriterien, wie Fertigstellungszeitpunkt, Qualitätsansprüche oder Kostenhöhe, bestenfalls auf Basis eines einzigen gemeinsamen Vertrags zwischen allen wesentlichen Beteiligten. 

Der Projekterfolg setzt voraus, dass die einzelnen beteiligten Parteien ihr Wissen untereinander transparent machen und miteinander kooperieren – und das bereits in der Planungsphase. Ein Vergütungssystem, das auf den Business Case des Bauherrn ausgerichtet ist und alle Vertragsparteien gleichermaßen einbezieht, schafft Anreize und fördert die Zusammenarbeit. Der Einzelne ist also nur erfolgreich, wenn das Gesamtprojekt erfolgreich realisiert wird. Damit werden der Erfolg, aber auch das Risiko gleichermaßen, gemeinsam getragen.

Kurz gesagt: Was sind die Vorteile von Integrierter Projektabwicklung (IPA)? Durch verschiedene Mechanismen fördert IPA den Kollaborationsgedanken einer sogenannten „no-blame-culture“ und rückt das Gesamtprojekt in den Fokus aller Beteiligten. Der Erfolg des Einzelnen ist also an den Erfolg des Gesamtprojekts gekoppelt und eröffnet dadurch die folgenden Chancen:

  • Steigerung der Projekteffizienz hinsichtlich Zeit, Kosten und Qualität
  • Bereits in der gemeinsamen Planungsphase Fokussierung auf die mit dem Bauvorhaben verbundene Zielsetzung
  • Maximierung der Wertschöpfung aller Beteiligten sowie Teilen von projektbasierten Risiken und effizientes Reagieren auf eben solche („painshare/gainshare-Mechanismus“)
  • Minimierung von Rechtsstreitigkeiten im Bauvorhaben
  • Verbesserung der nationalen sowie internationalen Wahrnehmung der (erfolgreichen) IPA-Projektpartner
  • Erfolgreiche Umsetzung auch höchst komplexer Großprojekte

Welche Projekte eigenen sich für IPA?

Grundsätzlich eignet sich jede Projektform für IPA. Dort, wo Bauherr, Planer und Baufirma möglichst effektiv, kollaborativ und mit einem Höchstleistungs-Team Projekte realisieren möchten, ist IPA die richtige Wahl. So gut wie jedem Projekt liegt ein klarer Business Case des Bauherrn zugrunde. Soll dieser möglichst wertschöpfend umgesetzt werden und dabei das Know-how der Planungs- und Baubranche bestmöglich eingebracht werden, liegt eine IPA-Realisierung auf der Hand. Besonders Großprojekte sowie komplexe Bauvorhaben sind für den IPA-Ansatz prädestiniert. Warum ist das so? Das IPA-Konzept ist durch seine flexiblen und kollaborativen Strukturen perfekt für die Lösung komplizierter und großer Projektaufgaben. Das IPA-Konzept strebt die Bildung eines interdisziplinären Teams über Firmengrenzen hinweg, eine möglichst transparente

Vergütungsstruktur zwischen allen Beteiligten und ein ganzheitliches Vertragswerk an, welches die Zusammenarbeit aller Beteiligten regelt und die speziellen Prozesse sowie Strukturen darstellt. Die Auswahl der Projektbeteiligten und die Strukturierung des Projekts ist deshalb höher als in klassischen Projekten. Dies führt einerseits zu einem intensiverem, teils längerem Projektvorlauf als bei einem klassischen Ansatz und andererseits zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand während des Projekts. Dieser Aufwand vor und während des Projekts steht bei kleinen Projekten möglicherweise nicht im Verhältnis – dies sollte allerdings von Fall zu Fall individuell und bestenfalls in Abstimmung mit einem Experten abgewogen werden.

IPA – auch für öffentliche Auftraggeber geeignet!

IPA bietet auch für Bauvorhaben der öffentlichen Hand, welche an das Vergaberecht gebunden sind, eine Möglichkeit, die verschiedenen Interessen der Beteiligten zu bündeln – und das ganz im Einklang mit dem EU-Vergaberecht. Ein Vergabeverfahren wird dabei auf Abschluss eines IPA-Vertrages gerichtet sein. Die Bieter eines Vergabeverfahrens werden also verpflichtet, im Zuschlagsfall als Partei des Mehrparteienvertrages zu fungieren.

Eine besondere Herausforderung bildet bei solchen Vergabeverfahren u.a. die Bestimmung der Zuschlagskriterien und die daraus folgende Bewertung der Angebote. 

Auch bei bauausführenden Unternehmen kann zwar der Preis ein Zuschlagskriterium sein. In der Ausschreibung von IPA-Leistungen wird der Preis allerdings nicht das einzige und regelmäßig nicht das wesentlichste Zuschlagskriterium sein.

Denn maßgeblich für den Erfolg eines IPA-Projektes ist bekanntlich die Kollaborationsfähigkeit der Vertragsparteien, also die „Soft Skills“ des angebotenen Projektteams. Diese werden daher auch für die Bestimmung des besten Preis-Leistungsverhältnisses eines Angebotes betrachtet werden müssen.

IPA in der Praxis – Worauf sollte man beim Einsatz von IPA achten?

Zentrale Herausforderungen von IPA bestehen in der Regel darin, die Interessen aller Projektbeteiligten zu definieren, eine offene Kommunikationskultur zu schaffen, einen vertraglichen Rahmen zu bestimmen und die Zusammenarbeit vor und während des Projekts zu regeln und aufrechtzuerhalten. Das umschließt den kompletten Prozess – von der Findung der geeigneten Projektpartner (personelle Ebene) bis zu Projektplanung und Umsetzung des Projekts mithilfe der richtigen Methoden sowie Anwendungsverfahren (vertragliche, fachliche sowie sozial-kommunikative Ebene).

Neben dem Mehrparteienvertrag, der als wesentlicher Bestandteil einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen schafft, bilden die Lean-Methodik zur Maximierung der Wertschöpfung sowie BIM (Building Information Modeling) zur Erhöhung der Planungstransparenz die wesentlichen Werkzeuge der Umsetzung. Dabei ist es durchaus empfehlenswert, externe Berater zum IPA-Projekt hinzuzuziehen, gerade wenn der Bauherr noch über keine oder geringe IPA-Erfahrung verfügt.

Projektabhängig kann ein solcher Experte in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern eingesetzt werden und in Bereichen IPA, Lean Methodik oder BIM für das Bauprojekt tätig werden. Eine Beratung auf rechtlicher Ebene ist besonders hinsichtlich der abzuschließenden vertraglichen Regelungen zu empfehlen. Denn eine kompetente rechtliche Beratung im Vorfeld bzw. in der Anfangsphase des Projektes bildet eine qualifizierte Grundlage und macht den bedeutenden Unterschied für den weiteren Verlauf des Projekts. Externe Berater können zudem neben ihrer beratenden Funktion auch eine mediatorische Rolle einnehmen und ihre Erfahrungswerte aus anderen Projekten einfließen lassen.

Bitte beachten Sie in jedem Fall, dass die hier gegebenen Informationen und allgemeinen Empfehlungen eine Rechtsberatung im Einzelfall nicht ersetzen können. Für weiterführende Informationen stehen Ihnen unsere Experten gerne zur Verfügung.


IPA in Deutschland

Noch gehört Deutschland nicht zu den Vorreitern bei IPA-Projekten. Beispielswese Finnland ist deutlich voraus. In Deutschland verfolgen die Beteiligten in komplexen Projekten nach wie vor häufig primär ihre Partikularinteressen und weniger das gemeinsame Ziel eines erfolgreichen Projektabschlusses. Deutschland ist international für seine Qualitätsarbeit bekannt und verfügt über großartige Baufirmen und Planungsbüros. Es gilt, diese Individualqualität einzelner Unternehmen in der Baubranche durch kooperative Projektabwicklungsformen zu bündeln.

Auch wenn Deutschland hinsichtlich innovativer Management-Ansätze (in sämtlichen Industriezweigen) eher konservativ aufgestellt ist, wird IPA mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen. Die Erkenntnis, dass Kooperation sowie Kollaboration im Planungs- und Bauablauf den Erfolg des Gesamtprojekts und damit am Ende auch jedes Einzelnen steigern, wird sich – besser früher denn später – auch hierzulande durchsetzen.