Interview mit Dr. Guido Hoesch | Fünf Fragen zur Teilzeit bei AstraZeneca

 Claudia Knuth

Claudia Knuth

AstraZeneca ist ein internationaler Pharmakonzern mit weltweit über 70.000 Mitarbeitern. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten liegt etwa bei 15 Prozent. Was sind die Vorteile für den Arbeitgeber und wie unterstützt AstraZeneca Teilzeit bei den Mitarbeitenden?

New Work

Arbeit 4.0: Arbeitswelt der Zukunft schon heute?

10 Artikel von unseren Experten zu diesem Thema

Interview mit Dr. Guido Hoesch | Fünf Fragen zur Teilzeit bei AstraZeneca
Interview mit Dr. Guido Hoesch | Fünf Fragen zur Teilzeit bei AstraZeneca

20.05.2021 | Arbeitsrecht

Das Interview führte Claudia Knuth.

Dr. Guido Hoesch, Sie sind jetzt bereits seit über sechs Jahren Vice President Human Resources und wir freuen uns sehr, dass Sie sich ein paar Minuten Zeit für uns nehmen!

Wie groß ist der Anteil Teilzeit-Arbeitnehmer bei Ihnen im Unternehmen?

Der Anteil der Mitarbeitenden in Teilzeit liegt im Commercial Bereich während der vergangenen Jahre bei etwa 15 Prozent. Die Zahl ist auch während unseres rapiden Wachstums um zuletzt 200 Mitarbeitende recht konstant geblieben.

Herr Dr. Hoesch, was ist aus ihrer Sicht der Vorteil für Arbeitgeber seinen Mitarbeitern Teilzeit zu gewähren?

Durch die Teilzeitarbeit können Arbeitgebende individuell auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen und gleichzeitig ein flexibles und modernes Arbeitsmodell leben. Meine Erfahrung ist, dass diese Flexibilität für beide Seiten etliche Vorteile hat. Die Mitarbeitenden haben eine auf ihre persönliche Situation zugeschnittene Wochenarbeitszeit – und wir können talentierte und motivierte Kolleginnen und Kollegen an uns binden und ihnen auch jenseits der klassischen Vollzeit eine Perspektive geben. Dabei richten wir auch das Augenmerk darauf, dass Aufgaben und Auslastung auch in Relation zur Arbeitszeit stehen. In ein Teilzeitmodell sollte sich keine verkappte Vollzeit-Woche einschleichen.

Insgesamt zeigt sich, dass ein guter Mix aus Vollzeit und Teilzeit auch positiv für die Gesamtproduktivität ist. Denn wenn das Stundenmodell auf die individuelle Lebenssituation angepasst ist, schützt das vor Überlastung und ist ein zusätzlicher Motivationsfaktor.

Ein weiterer Vorteil für Arbeitgebende besteht darin, dass mit einer etablierten Teilzeitkultur auch der Personaleinsatz flexibler an die Nachfrage oder das konkrete Jobprofil angepasst werden kann.

Wie unterstützt oder fördert AstraZeneca den Wunsch nach Teilzeit?

Unter Berücksichtigung betrieblicher Notwendigkeiten gehen wir individuell auf den Mitarbeitenden ein und finden regelmäßig die Möglichkeit, betriebliche Interessen und die Interessen des Mitarbeitenden in Einklang zu bringen.

Was kann Human Resources dazu beitragen, Akzeptanz für dieses Modell zu schaffen?

Human Resources kann sehr viel tun: Angefangen von der generellen Information über die vorhandenen Möglichkeiten sowohl bei der eigenen Belegschaft wie auch bereits bei der Einstellung, indem wir in internen und externen Ausschreibungen die Möglichkeiten zu Voll- und Teilzeit aktiv kommunizieren. Ebenfalls hilfreich ist das Aufzeigen von gelungenen Praxis-Beispielen und einer betrieblichen Kommunikation, die zeigt, dass derartige Modelle im betrieblichen Kontext ausdrücklich erwünscht und selbstverständlicher Teil unserer Kultur sind.

Glauben Sie, man kann trotz Teilzeit Karriere machen?

Ja, davon bin ich überzeugt. Wir haben auf allen Ebenen gut funktionierende Teilzeitmodelle. Es arbeiten zum Beispiel auch zwei Kolleginnen in der Geschäftsleitung überaus erfolgreich in Teilzeit. Ich bin sicher, dass die Arbeit der Zukunft weiterhin wachsende Anforderungen an unsere Flexibilität stellen wird, so dass Teilzeit und/oder Jobsharing deutlich an Bedeutung zunehmen werden.