08.11.2022 | Bau- und Immobilienrecht
Die goldenen Zeiten in der Immobilien- und Baubranche sind vorbei. Projekte geraten wegen weiter steigenden Material- und Energiekosten, fragilen Lieferketten, Rohstoffknappheit und steigenden Zinsen unter Druck. Industrieunternehmen, die öffentliche Hand und andere Bauherren stoppen deswegen Bauprojekte. Baufirmen geraten mit Aufträgen in die Verlustzone.
Erfolgreichere Bauprojekte durch Integrierte Projektabwicklung (IPA)
Mehr denn je sind in der aktuellen Situation innovative Ansätze zur Umsetzung von Bauprojekten gefragt, denn Bauvorhaben müssen wertschöpfender, effektiver und konfliktfreier realisiert werden. Einen Lösungsansatz bietet die Integrierte Projektabwicklung, kurz IPA.
Für IPA schließen sich die Projektbeteiligten zu einem Team auf Zeit zusammen. Die Baufirmen sind bereits in der Planungsphase intensiv eingebunden. Dadurch wird die Bauphase optimal vorbereitet und das Wissen der Baufirmen in der Planung berücksichtigt. Klassische detaillierte Leistungsbeschreibungen gibt es nicht. Das Team entscheidet gemeinsam, welche Arbeiten für den Projekterfolg notwendig sind. Durch digitale Planungswerkzeuge und Anwendungen aus dem Lean Management wird erreicht, dass Informationen allen zur Verfügung stehen und die Arbeiten der Beteiligten optimal aufeinander abgestimmt sind.
Um das Interesse aller Projektbeteiligten an einem erfolgreichen Projekt auch wirtschaftlich zu fördern, erhalten Architekten, Fachingenieure, Baufirmen und Handwerker keine Vergütung, die sich nur an ihren Leistungen bemisst. Der Erfolg des Gesamtprojekts ist entscheidend für die Höhe der Vergütung des Einzelnen. Erreicht das Projekt die Ziele des Bauherrn und bleibt der Aufwand aller Beteiligten im definierten Rahmen, gewinnt das gesamte Team.
International werden Projekte bereits seit mehr als 20 Jahren mit Hilfe der Integrierten Projektabwicklung realisiert. In Finnland sind deutlich über 50 Projekte erfolgreich umgesetzt. Deutschland hat definitiv Luft nach oben – und die aktuelle Marktsituation in der Baubranche zwingt alle Beteiligten zum Umdenken.
Welche Bauvorhaben sind für Integrierte Projektabwicklung geeignet?
Integrierte Projektabwicklung ist vielversprechend, das steht außer Frage. Ob Beteiligte der Baubranche, inklusive von Bauherren, oder ein konkretes Projekt für IPA geeignet ist, kann man nicht pauschal beantworten, es sollte vielmehr vor Einstieg in ein IPA-Projekt geprüft werden. Denn IPA-Projekte unterscheiden sich von herkömmlichen, was Herangehensweise, Fähigkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen anbelangt. Dementsprechend risikobehaftet ist es, ein IPA-Projekt ohne entsprechende Erfahrung aufzusetzen.
Der IPA-Check als standardisierte Eignungsprüfung
IPA-unerfahrene Projektbeteiligte können nicht selbst einschätzen, ob sich Ihre Organisation oder ein Projekt für IPA eignet. Hierfür sind sowohl die juristische Sicht als auch kulturelle und methodische Aspekte entscheidend. Eine Prüfung ist aufwendig und mit entsprechenden Kosten verbunden.
Vor diesem Hintergrund haben wir einen standardisierte IPA-Check entwickelt, der Interessenten Sicherheit geben kann. Neben den rechtlichen Aspekten werden der Auftraggeber, Projektpartner sowie in öffentlichen Bauvorhaben beteiligte Behörden als Stakeholder in den Analyseprozess einbezogen. Darüber hinaus unterstützt der Check auch den Auswahlprozess weiterer Projekt-Partner.
In den IPA-Check integriert ist eine Schulung, eine Evaluation auf Grundlage von Interviews, und ein Abschlussbericht. Auf diese Weise kann innerhalb weniger Wochen effizient und übergreifend ermittelt werden, ob IPA im Bereich des Möglichen liegt und an welchen Punkten gegebenenfalls noch optimiert werden muss.